University of Notre Dame
Archives   


The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


Innsbruck, 5. Juni 1967

Das Pulverfass im Nahen Osten explodiert

In den heutigen frühen Morgenstunden ist das Pulverfass im Nahen Osten explodiert, der offene Krieg zwischen Israel und der Arabischen Liga ausgebrochen. In einem raschen Luftangriff zerstörte Israel mit einem Schlag die Luftwaffe von Ägypten, Jordanien und Syrien, ehe die Maschinen starten konnten. Und in wenigen Stunden war eine schwere Panzerschlacht im Gange. Es ist kaum vorstellbar, dass das kleine Israel gegen die arabische Übermacht standhalten kann.

Innsbruck, 11. Juni 1967

Der Sechs-Tage-Krieg

Was Israel in den letzten sechs Tagen geleistet hat, grenzt ans Unglaubliche. Innerhalb von 48 Stunden war es den Israelis gelungen, die gesamte arabische Streitmacht aufzureiben und zur Kapitulation zu zwingen. Die israelischen Panzer stürmten durch die Sinaihalbinsel bis zum Suezkanal vor. Die Israelis konnten ebenso die Altstadt von Jerusalem einnehmen, den Gaza-Streifen, das Westjordanland und die Golan-Höhen besetzen. Auf Drängen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen wird nun der Waffenstillstand an allen Fronten eingehalten.

Einige Lehren können aus dem Sechs-Tage-Krieg gezogen werden. Ein kleines Land, das gut gerüstet ist und den nötigen Verteidigungswillen hat, kann sich durchaus gegen eine Übermacht behaupten. Die panarabische Grossmacht bestand faktisch nur auf dem Papier. Die starken russischen Waffenlieferungen helfen wenig, wenn die hochtechnisierten Geräte nicht bedient und gewartet werden können. Ein regionaler Konflikt, der mit konventionellen Waffen ausgetragen wird, löst, wie befürchtet wurde, noch keinen Atomkrieg aus. Aber am Ende hinterlässt der Krieg das Elend: zerstörte Städte, Tote in grosser Zahl, verstümmelte Menschen, wirtschaftliche Not und einen neuen Flüchtlingsstrom.

Pfingsten 1967

20 Jahre Katholische Hochschuljugend Österreichs am Hochschulort Innsbruck

Die 20-jährige Wiederkehr der Gründung der Katholischen Hochschuljugend Österreichs in Innsbruck bringt in Erinnerung unter welch schwierigen Umständen die Generation nach 1945 ihre Studien auf sich genommen hat. Ein warmes Zimmer war schon eine Wohltat, bei Tee und belegten Broten wurde bis in die späte Nacht hinein debattiert. Der Ernst und die Reife jener Generation, die unter grossen Schwierigkeiten sich eine Existenz aufbaute, ein neues Weltbild und neue Gemeinschaftsformen suchte, waren in ihrer Art einmalig. Trotz aller Schwierigkeiten herrschte ein gewisser zukunftsgerichteter Optimismus vor.

Erinnerung an Pater Heinrich Suso Braun

Eine der bestimmtesten und zugleich glücklichsten Begegnungen in meiner Studienzeit war die mit Pater Heinrich Suso Braun gewesen. Pater Suso Braun hatte als Hochschulseelsorger am Studienort Innsbruck die Katholische Hochschuljugend geleitet. Er bestach nicht nur durch seinen honen Intellekt sowie die Redlichkeit seiner Person, sondern vor allem auch durch die warme Menschlichkeit, die er jedem einzelnen entgegenbrachte. Suso Braun ist durch seine sonntäglichen Radiopredigten, die Millionen von Menschen hörten, wohl zum bekanntesten Prediger in Österreich und im süddeutschen Raum geworden. Dass dieser Mann in seinem hohen Alter dazu noch die Leitung eines Heims für behinderte Kinder im Seraphischen Liebeswerk übernahm, mag als Beispiel für seine vollständige christliche Hingabe dienen. Diese selbstlose und jedes äusseren Glanzes bare Haltung hat mir als Vorbild gedient, dem nachzustreben mir wünschenswert erschien.

[P. Dr. Heinrich Suso Braun, OFMCap. (1904-1977) stammte aus Riedlingen in Südschwaben an der Donau. Er trat 1923 in den Kapuzinerorden ein und wurde 1927 zum Priester geweiht. Studium an der Gregoriana in Rom 1928-31, das er mit dem Doktorat in Philosophie abschloss; anschliessend Lehrtätigkeit in Salzburg bis 1938. Hochschulseelsorger in Innsbruck 1943-53; wöchentliche Radiopredigten im Sender Tirol “Wort am Sontag” 1945 bis zu seinem Tod 1977.]

Innsbruck, 20. Juni 1967

Die Explosion der ersten chinesischen Wasserstoffbombe zeigt wiederum die eminente Gefahr, die der Menschheit durch die atomare Aufrüstung droht.


<< Lanzinger >>