University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, Labor Day Weekend, [Anfang September] 1971

Die Fehleinschätzung der USA

Die grosse Unkenntnis der inneramerikanischen Verhältnisse sowie die Fehleinschätzung der Vereinigten Staaten haben in der gegenwärtigen Finanzkrise wiederum Ratlosigkeit und Kons-ternierung ausgelöst. Den Ländern in Westeuropa und in Asien, die mit den USA Handel treiben und mit Amerika eng verbunden sind, fehlt es an Verständnis für die amerikanische Geschichte sowie die sozialen und politischen Gegebenheiten. Sie tappen daher im Dunkel, wenn sie plötzlich mit einer Entscheidung aus Washington konfrontiert werden.

South Bend, [Ende September] 1971

Die China-Frage vor den Vereinten Nationen

Die bei den Vereinten Nationen bestehenden Ungereimtheiten sind selten so krass in Erschei-nung getreten wie bei der heurigen Eröffnung der Generalversammlung in New York. Das kleine Taiwan oder Nationalchina hält mit seiner Stimme den Weltsicherheitsrat in Schach. Indessen wehrt sich die Volksrepublik China, den Vereinten Nationen beizutreten, solange die Vertreter von Chian Kai-sheks dort ihre Sitze einnehmen. Ob die von den USA stipulierte Zwei-China These Erfolg haben wird, muss sich erst erweisen.

South Bend, 30. September 1971

Der Herbst am Potomac und am East River

Mit der beginnenden Herbstsaison konzentriert sich das Schwergewicht der Weltpolitik wieder auf Washington und New York. Während die Generalversammlung der Vereinten Nationen am East River tagt, treffen sich die Finanzminister der Mitgliedstaaten des IMF (International Monetary Fund) in Washington, um eine Lösung für die Leitwährung zu finden. Es ist auch schon zur Gepflogenheit geworden, dass der russische Aussenminister Andrej Gromyko seine Anwesenheit bei den Vereinten Nationen in New York dazu benützt, um mit dem amerikani-schen Präsidenten zusammenzukommen. Es ist eine Zeit intensiver diplomatischer Gespräche angebrochen, bei denen der Interessens- und Truppenausgleich in Europa sowie die Entspannung in Asien erörtert werden. Präsident Nixon kann als Erfolg für sich buchen, dass die globale Weltsituation sich entschieden entspannt hat, und dass die emotionsgeladene Rhetorik einer nüchtern abwägenden Realpolitik gewichen ist. Auf diese Weise wird es eher möglich sein, die scheinbar unüberbrückbaren Gegensätze zwischen West und Ost auf einen modus vivendi zu bringen.


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