University of Notre Dame
Archives   


The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, Dienstag, 6. April 1982

The side show

Verdutzt nahm die Weltöffentlichkeit am vergangenen Freitag, den 2. April, zur Kenntnis, dass im Morgengrauen argentinische Marineeinheiten die Falkland-Inseln gestürmt und besetzt hatten. Was soll diese “side show,” diese Nebenvorstellung, welche für den Augenblick vom Ost-West-Konflikt ablenkt? Die neue Militärjunta in Buenos Aires musste die Stunde für günstig befunden haben, dass sie jetzt mit der Besetzung der Malwinen einen internationalen Konflikt riskiert.

Die Empörung in Grossbritannien ist über dieses Vorgehen begreiflicherweise gross. Foreign Secretary Lord Peter Carrington nahm die Schuld auf sich, die Gefahr unterschätzt zu haben, und trat heute von seinem Amt zurück. Margaret Thatcher blieb dagegen hart und entschlossen. Es ist bereits ein britischer Marineverband in Richtung Südatlantik unterwegs. Gespannt kann man nun abwarten, was geschehen wird, wenn diese “task force” die 8.000 Meilen entfernten Falkland-Inseln erreicht.

Anmerkung

[Die “Falkland Islands” liegen ca. 400 Meilen nordöstlich vom Kap Hoorn entfernt. Diese Inselgruppe im Südatlantik wurde von englischen Seefahrern 1690 nach Viscount Falkland benannt. Der Falkland-Sund teilt den Archipel in “East Falkland” mit der Hauptstadt Stanley und das karge, nahezu unbesiedelte “West Falkland.” Die “Falklands” sind seit 1833 britische Kronkolonie. Dazu gehört auch die 600 Meilen östlich davon gelegene Insel “South Georgia.” Im 19. Jht. hatten die Falkland-Inseln für die Schifffahrt um das Kap Hoorn strategische Bedeutung. Die Inseln sind insgesamt dünn besiedelt. Die Bevölkerung von rund 2.500 Seelen, wovon mehr als die Hälfte in Stanley lebt, ist vorwiegend schottischer Herkunft. Schafzucht und Fischfang bilden ihre Lebensgrundlage. Die Bewohner der “Falklands” haben immer wieder ihren Willen kundgetan, dass sie unter britischer Verwaltung und dem Schutz des Mutterlandes bleiben möchten.

Der spanische Name “Malvinas” geht auf das französische “Malouines” zurück. Bürger aus Saint-Malo hatten sich im 18. Jht. für kurze Zeit auf der Ostinsel angesiedelt, ehe diese an Spanien überging. Argentinien erhebt schon seit 1820 territorialen Anspruch auf die “Islas Malvinas,” was auch die Insel “South Georgia” miteinschliesst. Die jahrelangen diplomatischen Versuche vor 1982, eine friedliche Lösung im Streit um die Souveränität der Falkland-Inseln zu finden, verliefen ergebnislos.]

South Bend, 18. April 1982

Shuttle diplomacy

US Secretary of State Alexander Haig hat einen neuen Rekord in der “shuttle diplomacy” aufgestellt. In einem pausenlosen Pendelverkehr ist Haig zwischen Washington, London und Buenos Aires unterwegs gewesen, um vermittelnd im Falkland-Konflikt einzugreifen. Beide Seiten haben sich aber bisher äusserst hartnäckig und unnachgiebig verhalten. Weder Grossbritannien noch Argentinien haben sich irgendwie bereit erklärt in der Frage der “sovereignty” nachzugeben. Während Haig noch in Buenos Aires venhandelt, hat der britische Marineverband den Äquator bereits überschritten und segelt auf die Falkland-lnseln zu. Inzwischen hat Argentinien seine Truppen auf den “Malvinas” verstärkt.

25. April 1982

Der Krieg scheint unvermeidlich

Nachdem alle Schlichtungsversuche und diplomatischen Bemühungen zu nichts geführt haben, scheint der Krieg zwischen Grossbritannien und Argentinien unvermeidlich geworden zu sein. Die britische Flotte hat heute die umstrittenenen Inseln im Südatlantik erreicht. South Georgia wurde ohne nennenswerten Widerstand eingenommen. Aber die eigentliche Kraftprobe steht bei den “Falklands” bevor, wo Angentinien seine Streitkräfte konzentriert hat.


<< Lanzinger >>