Die Begegnung mit dem Astronauten
[Die Stadt Innsbruck hatte den Astronauten James A. Lovell, Jr., zu einem Freundschaftsbesuch eingeladen.]
Die persönliche Begegnung mit einem Astronauten vermittelt ein aussergewöhnliches Erlebnis, das durch keine auch noch so gute Fernsehübertragung zu ersetzen ist. Die Gelegenheit, mit dem wohl erfahrensten amerikanischen Astronauten James Lovell persönlich bekannt zu werden, ergab sich anlässlich eines Empfanges am gestrigen Samstagabend in der Österreichisch-Amerkianischen Gesellschaft in Innsbruck. Nach 700 Flugstunden im All bot Lovell das Bild strahlender Gesundheit, nichts deutete darauf hin, dass die fortdauernde Belastung der Schwerelosigkeit physische Schäden hinterlassen hätte. Persönlich von bescheidenem Wesen, ohne die Spur von Prätensiosität, von sportlicher Einfachheit, aber tiefer Religiosität, schilderte Lovell seine Eindrücke von der missglückten Apollo 13 Mission. Nach Lovells eigener Aussage war für ihn aber der ergreifendste Augenblick seiner Astronauten-Laufbahn, als er in der Apollo 8 zu Weihnachten 1968 auf die Rückseite des Mondes einbog und zum erstenmal im Erlebnisbereich des Menschen die Erde aus dem Gesichtskreis entschwand. Wie Lovell jedoch von der Rückkehr der Apollo 13 berichtete, dass sie um Haaresbreite die Erde verfehlt hätte und für immer auf eine Umlaufbahn um die Sonne eingeschwenkt wäre, lief es den Zuhörern doch kalt über den Rücken. Obwohl die Weltraumfahrt an die äusserste Grenze menschlicher Belastungsfähigkeit geht, ja diese vielfach zu überschreiten scheint, hat der Astronaut die Weltraumfahrt und den Weltraum in den menschlichen Erlebnisbereich eingegliedert und zum Teil zu unserer Umwelt gemacht. Hier wurde aber für den Menschen des 20. Jahrhunderts eine Dimension des Heroischen aufgestossen, die sonst längst verlorengegangen ist. Während die komplizierte Weltraumtechnik das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen übersteigt, konzentriert sich die ungeteilte Bewunderung auf den Astronauten. Der Besuch Lovells hat eindeutig bewiesen, dass das menschliche Element in der Raumfahrt notwendig ist, und bemannte Raumflüge ihren Sinn haben.