Die Terrorszene
Seit Wochen beherrscht die Terrorszene in der BRD die Nachrichten. Zuerst hat man die stundenlangen Wartezeiten an den Grenzen, insbesondere am Walserberg bei Salzburg und in Kufstein mit der Einsicht in die Notwendigkeit verschärfter Kontrollen hingenommen. Man hatte sich auch mit der Annahme bequemt, dass nach einiger Zeit die Krisensituation sich wieder von selbst lösen werde. Durch die Entführung einer Lufthansa-Maschine auf dem Flug von Mallorca nach Frankfurt wurde aber klar, dass die Terrorszene von einem internationalen Komplott beherrscht wird.
Während man um das Leben des entführten Präsidenten der deutschen Industriellenvereinigung Hans-Martin Schleyer bangt, verstärkt sich die Sorge um das Schicksal der festgehaltenen 87 Geiseln, welche in der gekappten LH-Maschine schon seit fünf Tagen ausharren und heute von Dubai nach Aden geflogen wurden. Während ein Ultimatum nach dem anderen verstreicht, verhärtet sich die wahnwitzige und brutale Haltung der Geiselnehmer. Wenn es nicht schon seit langem klar geworden ist, so bestätigt das gegenwärtige Geiseldrama, dass dem internationalen Terror nur durch ein gemeinsames Vorgehen aller bei den Vereinten Nationen vertretenen Staaten beizukommen ist.
23. Oktober 1977
Das Geiseldrama der entführten LH-Maschine hat in Mogadischu ein gutes Ende genommen, das Leben der 87 festgehaltenen Passagiere konnte gerettet werden. Doch mit unvorstellbarer Brutalität wurde vor den Augen der Geiseln der Pilot der Maschine erschossen. Nicht weniger erbarmungslos gingen die Terroristen bei der Ermordung von Hans-Martin Schleyer vor. Die Terrorszene schreit nach einer internationalen Regelung. Unter dem Druck der Flug-Piloten wurde die Terrorbekämpfung und Luftpiraterie auf die Tagesordnung der UNO-Generalversammlung aufgenommen.
[Hans-Martin Schleyer, geb. 1915, Fachmann für Industriemanagement, war seit 1955 Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG, ab 1973 Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und ab 1976 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. Schleyer wurde am 5. September 1977 von der Rote-Armee Fraktion entführt. Am 18. Oktober wurde er in Mülhausen ermordet aufgefunden.]