Ost-West-Gespräche in Wien wieder aufgenommen
Mit dem Entschluss, die Konferenz über die Reduzierung konventioneller Waffen, die MBFR in Wien im März wieder aufzunehmen, sind die Ost-West-Gespräche wieder in Gang gesetzt worden.
Innsbruck, 10. Februar 1984
Jurij Andropow (1914-1984)
Mit angemessenem Respekt hat die Weltöffentlichkeit die Nachricht vom Ableben Jurij Andropows, des Staats- und Parteichefs der UdSSR, aufgenommen. Trotz monatelanger Geheimnistuerei konnte es kein Geheimnis bleiben, dass Andropow schwer leidend und todkrank war. Sein Ableben kam daher nicht als Überraschung. Mit einer Amtszeit von nur 15 Monaten ist Andropow eine Übergangsfigur geblieben, die am Status quo festhielt. Wieder steht der Kreml vor einer Führungskrise. Es wird sich erst in den kommenden Monaten herausstellen, wer innerhalb des Parteipräsidiums stark genug ist, die Führung zu übernehmen. Es ist auch zu hoffen, dass die neue Führung im Kreml ein neues Verhältnis zum Westen suchen wird.
Anmerkung
[Jurij Andropow wurde nach dem Tod von Leonid Breschnew im November 1982 zum Generalsekretär der KPdSU gewählt. Und vom Juni 1983 bis zu seinem Ableben am 9. Februar 1984 war er Staatsoberhaupt der UdSSR.]
11. Februar 1984
Im Exil
In einem französischen Fernsehinterview in seinem Heim in Vermont erklärte Alexander Solschenizyn, dass er nur noch einen grossen Wunsch habe: Sein grosses episches Werk über die Russische Revolution (August 1914 ist davon als erster Band bereits erschienen) fertigzuschreiben und seine Heimat Russland wiederzusehen. Solschenizyn teilt ohne Zweifel das Schicksal der emigrés der 30er-und 40er-Jahre. Die Vereinigten Staaten sind ihm willkommene Zuflucht, ein Ort der Freiheit und persönlichen Sicherheit. Er fühlt sich jedoch in der neuen Umgebung fremd und unverstanden, von der Sorge gequält, dass er als Schriftsteller die Lebendigkeit der Muttersprache verlieren könnte. Diese Sorge hatten auch Adorno, Thomas Mann, Brecht und viele andere Autoren im Exil geäussert.
12. Februar 1984
Die Lehre aus dem Jahre 1934
Heute vor 50 Jahren, am 12. Februar 1934, brach in Österreich der Bürgerkrieg aus, als Schutzbund und Heimwehr aufeinander zu schiessen begannen. Von da an bewegte sich die Erste Republik auf einen jähen Abgrund zu. Unendliches Leid war über die österreichische Bevölkerung gekommen. Aus den Ereignissen des Jahres 1934 ist folgende Lehre zu ziehen: Die parlamentarische Demokratie ist ernst zu nehmen, nie darf der Dialog zwischen den Parteien und politischen Gegnern abbrechen und zur Gewalttätigkeit übergehen.
Innsbruck, [Mitte Februar] 1984
Eindrücke im Vorübergehen
Da ging Karl Rahner an der Promenade am Inn entlang, auf einen Mitbruder der Gesellschaft Jesu gestützt, 80-jährig, an Körperkräften schon geschwächt, aber das Gesicht noch immer von einem durchdringenden Intellekt - eine Erscheinung, die Ehrfurcht gebietet.
Innsbruck, 24. Februar 1984
Die Blockade des Transitverkehrs
Wie empfindsam die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft ist, beweist dieser Tage die Blockade der Lastkraftwagen am Brenner. Ein Bummelstreik der italienischen Zollbeamten hat auf den europäischen Zufahrtstrassen ein wahres Chaos ausgelöst - zuerst in Frankreich und nun in Österreich. Bis zu 2.000 Fernlaster stehen aufgestaut auf der Autobahn von Rosenheim, Kufstein bis zur Brennergrenze. Ein ähnliches Bild ist an allen Grenzstellen nach Italien festzustellen. Die Blockade des Transitverkehrs durch die verzögerte Zollabfertigung erhitzt nicht nur die Gemüter der Fahrer, sondern wirkt sich bereits auch hemmend auf den Gütertransport im gesamten EG-Bereich aus. Welch eine Belastung sind doch noch die Grenzen sowie die veralteten Zollvorschriften.