University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, [2. März] 1969

Der Erfolg der Europareise

Die Reise Präsident Nixons durch die europäischen Hauptstädte hat die besten Erwartungen übertroffen. Es ist Nixon gelungen, wieder ein Vertrauensverhältnis zwischen Amerika und Europa herzustellen. Von besonderer Bedeutung war das Treffen mit Charles de Gaulle, wodurch das amerikanisch-französische Verhältnis neu belebt wurde. Insgesamt hat der Besuch Nixons die westliche Allianz zusehends gestärkt.

South Bend, 3. März 1969

Apollo 9

Der Abschuss von Apollo 9 mit dem “lunar module” (Mondlandeschiff) an Bord hat kaum mehr besondere Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die Raumflüge sind schon so sehr zur Routine, deren klagloses Funktionieren zur Selbstverständlichkeit geworden, dass die Erdumkreisungen von Apollo 9 kein Aufsehen machen. Mondfieber ist in Amerika nicht ausgebrochen, doch die für den Sommer zu erwartende Mondlandung hat die Phantasie der Öffentlichkeit beflügelt und bereits jetzt spannende Erwartung ausgelöst.

South Bend, 4. März 1969

Nixons Pressekonferenz nach der Europareise

Zwei Tage nach seiner Rückkehr aus Europa gab Präsident Nixon eine Pressekonferenz im Weissen Haus, die über das nationale Fernsehen ausgestrahlt wurde. Dabei wurden fast ausschliesslich Fragen der Aussenpolitik erörtert. Obwohl es ein Bericht über die Europareise hätte sein sollen, wurden die Europa betreffenden Fragen unmittelbar vom Vietnamkrieg und von der Nahostkrise überdeckt. Auf die eigentlichen Probleme in Westeuropa wurde wenig eingegangen. Nixon betonte, dass ein neues Vertrauensverhältnis mit den europäischen Alliierten hergestellt worden sei, und dass Amerika seine europäischen Verbündeten über die angestrebten bilateralen Verhandlungen mit der Sowjetunion auf dem laufenden halten werde. Die neue Haltung von Amerika Europa gegenüber beruhe auf “non-interference,” der Nichteinmischung in europäische Streitfragen. So wünschenswert dieser Standpunkt auch sein mag, bekundet er doch eine gewisse Distanz zu den europäischen Problemen. Offensichtlich wird Europa gegenüber nicht die Lösung lebenswichtiger Fragen, sondern eher eine Beschwichtigungspolitik angestrebt. Wenn die Europäer nicht selbst den Weitblick und politischen Willen aufbringen, die Einigung ihres Kontinents zu verwirklichen, dann wird das niemand für sie tun. Es sollte dann auch niemand in Europa darauf hoffen, eine Rolle in der gegenwärtigen Weltpolitik zu spielen.

South Bend, [Anfang März] 1969

Eine makabre Mathematik

Die makabre Mathematik der Megatonnen mit ihrer kaum mehr vorstellbaren Vernichtungskraft wurde in den letzten Tagen in einem Senatshearing ohne Umschweife der Bevölkerung vorexerziert. Es ging um die Errichtung eines “antiballistic missile system” (ABM), eines Raketenabwehrsystems. Es wurde aufgezeigt, dass über den Nordpol, von Russland oder von China aus, Interkontinentalraketen das amerikanische Festland erreichen könnten. Obwohl vieles noch theoretische Erörterung blieb, wurde doch die Erkenntnis, dass der nordamerikanische Kontinent über Alaska her ungeschützt offen daliege, mit Unbehagen aufgenommen. Gleichzeitig wurde mit zwingender Logik der Widersinn, wenn nicht die Unmöglichkeit eines Atomkrieges dargestellt.

South Bend, [Ende März] 1969

Der Tod von Dwight D. Eisenhower

Am Freitag, den 28. März, um die Mittagsstunde verschied der frühere US-Präsident Dwight D. Eisenhower im Alter von 78 Jahren. Der Tod Eisenhowers kam nicht überraschend, denn im Verlaufe seiner schweren Krankheit war die Öffentlichkeit ständig durch ärztliche Bulletins aus dem Walter Reed Army Medical Center in Washington über seinen kritischen Gesundheitszu-stand unterrichtet worden. Und dennoch, als nach sieben Herzanfällen das Unvermeidliche eingetreten war, erfasste das Land und die Welt ein Gefühl tiefer Trauer. Obwohl in den Vereinigten Staaten der Tod eines früheren Präsidenten zu beklagen ist, bleibt der Name Eisenhower unauslöschlich mit der Invasion in der Normandie im 2. Weltkrieg verbunden. Wie erst jetzt klar herausgestellt wurde, lag die Entscheidung für D-Day beim Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte Eisenhower. Unter seiner Befehlsgewalt standen damals fünf Millionen alliierter Truppen. Es war das grosse historische Verdienst Eisenhowers, den Faschismus in Europa militärisch bezwungen zu haben. Im Rückblick auf sein Leben wurden seine hohen Qualitäten gelobt. Einsenhower war ein Mann, dem die Verteidigung eines Prinzips mehr galt als die Interessen einer Person oder Gruppe. Selbst die Demokraten, die während seiner Regierungszeit in der Opposition waren, gestanden ihm Überparteilichkeit und Objektivität zu. Absolute Ehrlichkeit und Integrität zeichneten sein Wesen aus. Er hatte in hohem Masse das Vertrauen und die Ehrfurcht der amerikanischen Bevölkerung gewonnen. Der Dienst an seinem Land galt ihm mehr als alles andere.

Eisenhower hatte seine letzten Lebensjahre auf seiner Farm bei Gettysburg in Pennsylvanien verbracht. Überraschend kam die Enthüllung seines letzten Wunsches, in seinem Heimatort Abilene, Kansas, bestattet zu werden. Erst dadurch wurde das bescheidene Leben seiner frühen Jugend aufgezeigt. Er wurde am 14. Oktober 1890 in Denison, Texas, geboren, kam aber bereits als einjähriges Kind mit seinen Eltern nach Abilene, einem kleinen Ort in der Mitte von Kansas. Dort wuchs er auf. Der Name Eisenhower geht ursprünglich auf einen Hans Nicholas Eisenhauer zurück, der 1741 aus der Pfalz nach Pennsylvanien ausgewandert war. Dwight Eisenhower ging nach West Point an die Militärakademie, weil sie ihm die Möglichkeit einer kostenlosen höheren Bildung bot. Nach West Point folgte er einer Militärlaufbahn, die ihn schliesslich zum Oberkommandierenden der alliierten Streitkräfte im 2. Weltkrieg führte.

Eisenhowers letzter Heimgang war ein Staatsbegräbnis voll Würde und gemessener Feierlichkeit. Würdenträger und Staatsoberhäupter aus aller Welt hatten sich dazu eingefunden. Bei solchen Anlässen ragt immer die grossgewachsene Figur des französichen Präsidenten Charles de Gaulle in der Reihe der ausländischen Gäste hervor. Die persönliche Anwesenheit von Charles de Gaulle bei dieser Trauerfeierlichkeit wurde in Amerika hoch angerechnet. Sie hat gewiss zur weiteren amerikanisch-französischen Aussöhnung beigetragen. Mit dem Tod Eisenhowers geht eine Ära zu Ende, die heute schon weiter zurückzuliegen scheint, als es die Zahl der Jahre zeigt.

[Dwight David Eisenhower (1890-1969), Heimatort Abilene, Kansas; Besuch der US Military Academy in West Point, 1911-15; General, Oberbehelfshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa, 1942-45; US Army Chief of Staff, 1945-48; danach vom Militärdienst pensioniert; President of Columbia University, 1948-52; US President, 1953-61. Die Eisenhower Presidential Library wurde in Abilene, Kansas, errichtet. Die sterblichen Überreste von Dwight D. Eisenhower wurden in einer Kapelle der Bibliothek beigesetzt.]


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