Die Reise Präsident Nixons nach Europa
Es wird von europäischer Sicht kaum abzuschätzen sein, welche Umstellung im Denken der Amerikaner die Reise von Präsident Nixon durch die befreundeten europäischen Länder bewirkt. Die amerikanische Öffentlichkeit ist in den letzten Jahren auf den Fernen Osten eingestellt gewesen, ihre Aufmerksamkeit blieb begreiflicherweise fast ausschliesslich auf den Krieg in Vietnam gerichtet. Nun wendet sich das Interesse wieder Europa zu. In der Aussenpolitik rückt die transatlantische Frage in den Vordergrund, wobei immer mehr auf ein atomares Gleichgewicht zwischen den USA und der Sowjetunion hingearbeitet wird. Das ernüchternde Wort ist beim Besuch Nixons im NATO Hauptquartier gefallen. Nixon legte dar, wie Europa sinnvoll verteidigt werden könnte, ohne völlig zerstört zu werden. Mit der Reise Nixons sind die Fragen der NATO und der EWG wieder aktuell geworden. Seit langem sieht man im amerikanischen Fernsehen wieder Bilder aus dem europäischen Alltagsleben.
South Bend, 27. Februar 1969
Der Besuch Nixons in Berlin
Berlin ist nicht nur zur Pflichtübung, sondern auch zur Mutprobe eines jeden neuen amerikanischen Präsidenten geworden. Der Besuch Nixons in der belagerten Stadt gibt nicht nur den 2.5 Millionen Westberlinern neues Vertauen, sondern dem gesamten Westen mehr Vertrauen in sich selbst. Es ist erstaunlich festzustellen, dass die Person des amerikanischen Präsidenten Westeuropa ein Gefühl der Zusammengehörigkeit geben kann, welches es allein nicht findet. Nixon hat in Europa die Erinnerung an John F. Kennedy wachgerufen. Die eingefrorenen amerikanisch-europäischen Sympathien sind wieder aufgetaut. Durch sein bescheidenes Auftreten und Bemühen, den europäischen Standpunkt zu verstehen, konnte Nixon die Sympathien der Europäer für sich gewinnen.