Die Forderung nach Truppenreduzierung
Senator Mike Mansfield hat wiederum seiner Forderung nach Reduzierung der amerikanischen Truppen in Europa Nachdruck verliehen. Die USA unterhalten derzeit, argumentierte Mansfield, 300.000 Soldaten und 250.000 Angehörige in Europa mit einem Jahresaufwand von 14 Milliarden Dollar. Das könne sich Amerika auf die Dauer nicht leisten.
South Bend, 14. März 1972
Primaries Vorwahlen
Bei den Republikanern dürfte Richard Nixon als Kandidat für die Wiederwahl zum Präsidenten so gut wie feststehen. Auf Seite der Demokraten ist hingegen ein breites Feld von Kandidaten angetreten, die sich in den Vorwahlen um die Nominierung bemühen. An der Spitze der Kandid-atenliste stehen die Senatoren Edmund Muskie, George McGovern, Hubert Humphrey und Henry Jackson. Die grosse Überraschung war aber heute in der primary von Florida Governor George Wallace, der 42% der demokratischen Stimmen an sich ziehen konnte. Wallace trat gegen das school busing auf, womit er einen empfindlichen Nerv im Süden traf.
South Bend, 27. März 1972
Bangen um die grüne Karte
Zur Vorgeschichte: Seit Ende der 60er-Jahre hatte Amerika einen wachsenden Überschuss an Akademikern, die keinen Posten fanden. Diese Situation brachte eine weitgehende Einschrän-kung für die Einwanderung von Wissenschaftlern mit sich. Ich war mit meiner Familie mit einem H-1 Visum eingereist, das die Umwandlung in ein Immigrationsvisum erlaubte. Ich betrachtete diese Umwandlung als eine reine Formalität. Das war weit gefehlt. Ende Februar wurde ich vom Immigration and Naturalization Service (INS) verständigt, dass mein Ansuchen um Einwanderung abgelehnt wurde. Das war ein harter Schlag. Damit begann das Bangen um die grüne Karte, von der ich bis dahin nicht einmal wusste, dass es sie gab. Die sogenannte green card ist der Ausweis für die durchgeführte Immigration, d.h. für die Arbeitsbewilligung und den unbegrenzten Aufenthalt in den Vereinigten Staaten. Notre Dame legte für mich Berufung ein, wobei die Universität beweisen musste, dass meine Lehrtätigkeit für das Übersee-studienprogramm unentbehrlich war, und es dafür keine inländische Kraft gab. Das Warten auf das Ergebnis dieser Berufung war die schwerste Zeit, welche meine Frau und ich in Amerika durchstehen mussten. Es hat uns die Augen geöffnet, wie schwierig und kompliziert die Einwanderung sein kann. Wir fuhren mehrere Male nach Hammond, um uns beim dortigen INS Bureau über den Status unseres Visums zu erkundigen. Die folgende, kurze Aufzeichnung vom 27. März schildert die Eindrücke dieser Besuche:
Die Stunden in dem kleinen Warteraum der Einwanderungsbehörde in Hammond, Indiana, sind qualvoll. Die Bedrängnisse der Menschen, welche hier Schlange stehen, sind von den Gesichtern abzulesen. Meine Frau und ich warten darauf, Auskunft zu bekommen, ob wir bleiben dürfen, oder ob wir bis Ende Juni das Land verlassen müssen.
Nachtrag
[Ende Mai erhielt ich endlich vom INS in Chicago die Nachricht, dass mein Ansuchen um Einwanderung bewilligt wurde. Das Immigrationsverfahren wurde anschliessend von der INS Behörde in Hammond, die nun einen viel freundlicheren Eindruck machte, durchgeführt. Am 29. August, siehe Eintragung unten, wurden das Immigrationsvisum und die grüne Karte für mich und meine Familie ausgestellt.]