University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


New York, 17. August 1976

[Da ich für die zwei Jahre von 1976-78 wieder die Leitung des Notre Dame Überseestudienprogramms in Innsbruck übernommen hatte, fuhren meine Frau und Tochter Christine mit mir nach New York, um die Studentengruppe zu übernehmen. Tochter Christine, die gerade als Studentin an der University of Notre Dame aufgenommen wurde, konnte am Studienprogramm in Innsbruck teilnehmen. Unser Sohn Franz dagegen blieb am Notre Dame Campus zurück, um sein “senior year,“ das letzte Studienjahr vor dem Bakkalaureat abzuschliessen.]

New Yorker Eindrücke

Vom Schwimmbad auf dem Dach der Holiday Inn im Oberen Manhattan aus hat man einen weithinreichenden Blick über die Hafenanlagen am Hudson River. Die Piers von Manhattan stehen leer. Was noch vor wenigen Jahren ein betriebsamer Hafen gewesen war, an dem sämtliche Schiffslinien der Welt vor Anker lagen, ist kein Passagierdampfer mehr zu sehen. Aus dem berühmten Hafen von Manhattan ist eine “ghost town,” eine Geisterstadt geworden.

Bei einem Obstgeschäft in der 9th Avenue, 57th Street stand ein älterer Herr, der kein Englisch verstand. Meine Frau konnte sich als Romanistin teilweise mit ihm verständigen. So erfuhren wir, dass er ein Flüchtling aus Kuba war, der gerade Unterkunft in New York gefunden hatte. Das Zimmermädchen in der Holiday Inn sprach nur Französisch, sie war von Haiti nach New York gekommen. Der Taxichauffeur, der uns zum John F. Kennedy International Airport brachte, war vor zwei Jahren aus Russland nach Amerika geflüchtet. So ist immer schon für Millionen von Menschen, welche die Freiheit und ein besseres Leben suchten, der Anfang in New York gewesen. Überraschend ist für mich festzustellen, dass dieser Prozess der Einwanderung und Assimilierung heute ebenso intensiv und unter ähnlichen Umständen vorsichgeht, wie er sich zu Beginn des Jahrhunderts vollzogen hatte.

[Am JFK International Airport nahm ich die Gruppe von 37 Stundenten in Empfang, die aus allen Teilen der Vereinigten Staaten für den gemeinsamen Transatlantikflug zusammenge-kommen waren. Wir flogen am 17. August in den frühen Abendstunden vom JFK ab. Der neue “Jumbo Jet,” eine Boeing 747 brachte uns zur Zwischenlandung am Charles de Gaulle Flughafen nach Paris. Von dort flogen wir mit einer Caravelle nach München weiter, wo wir um 10 Uhr früh Ortszeit landeten. Von München brachte uns ein Bus zur Sommerschule nach Salzburg. Das Studienjahr in Innsbruck begann am 1. Oktober.]


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