University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


Abschnitt 7: Ende August 1976 – 31. Dezember 1979

Innsbruck, [Ende August] 1976

Die ersten Stunden wieder in Österreich

Die landschaftliche Schönheit, die sich dem Beschauer auf einer Fahrt mit dem Zug von Salzburg über Zell am See nach Innsbruck bietet, ist viel eindrucksvoller, als man sie in Erinnerung hat. Die Schönheit der Alpen und der kulturelle Reichtum des Landes überraschen immer wieder, wenn man nach längerer Abwesenheit aus Amerika nach Österreich zurückkommt. Doch die europäische Misere beginnt in dem Augenblick, in dem man selbst das Auto in die Hand nimmt. Die Autobahn zwischen Salzburg und München und von München nach Stuttgart ist oft hoffnungslos verstopft, man steht stundenlang im Stau. An den Grenzübergängen bilden sich kilometerlange Schlangen. Die Zufahrt zu den Städten ist immer noch eine Plage, da man ständig über aufgerissene Baustellen fährt. Und es ist kein Parkplatz zu finden. Wohltuend findet man dagegen die angelegten Fussgängerzonen in den Innenstädten. Sie haben Charme und bewahren den alten, historischen Charakter. Das ist in Amerika selten anzutreffen.

Innsbruck, Dienstag auf Mittwoch, 2./3. November 1976

Die Wahlnacht

Von 11 Uhr abends an bis 9 Uhr früh verfolgte man in Europa gespannt die amerikanische Präsidentschaftswahl. Durch die Satellitenübertragungen und das Zusammenschalten der europäischen mit den amerikanischen Fernsehstationen wird hier ein sehr lebendiger Anteil am Wahlgeschehen genommen. Das Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Carter und Ford macht diese Wahl um so spannender. Fast wünschte man in Europa, dass Gerald Ford Präsident bleiben und die Aussenpolitik Kissingers weitergeführt würde. Man ist damit vertraut, während Jimmy Carter eine grosse Unbekannte darstellt. Die Äusserung Carters, dass Amerika im Falle eines Einmarsches sowjetischer Truppen in Jugoslawien nicht eingreifen würde, hat die Europäer schockiert. Das lebhafte Interesse in Europa an der amerikanischen Präsidentschaftswahl lässt sich dadurch erklären, dass man ein Geschehen verfolgt, welches das europäische Schicksal massgeblich beeinflussen kann. Die US-Präsidentschaftswahl ist, wie immer sie auch ausgehen mag, ein weltpolitisches Ereignis. Es wird in Europa unbestritten angenommen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten die Führung der westlichen Welt übernimmt.

In den frühen Morgenstuden wurde es immer klarer, dass Jimmy Carter als Sieger aus dieser Wahl hervorgehen wird. Der Tiefe Süden wählte geschlossen, der industrielle Norden, massgeblich die schwarze Bevölkerung, mit grosser Mehrheit für Carter.

4. November 1976

Nach einer Aufstellung der heutigen Ausgabe der International Herald Tribune hat Carter 51% gegenüber Ford 48% der rund 80 Millionen abgegebenen Stimmen erreicht. Auf Carter fallen 272, auf Ford 235 Wahlmännerstimmen. Die Demokraten haben auch grosse Gewinne im Senat und im Haus erzielt. Der neue Senat setzt sich aus 62 Demokraten gegenüber 38 Republikanern zusammen; im Haus haben die Demokraten nun 288, die Republikaner 142 Sitze.

Neu in den Senat wurden S. I. Hayakawa (R, California), Howard M. Metzenbaum (D, Ohio), Daniel P. Moynihan (D, New York) und Richard G. Lugar (R, Indiana) gewählt.

Jimmy Carter ist der erste Politiker aus dem Süden, der seit der Zeit vor dem Bürgerkrieg wieder als Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde.

Innsbruck, 7. November 1976

Wie ein unwirkliches Schattenspiel

Bei der Rückkehr aus Amerika erscheint einem das Leben hier wie ein unwirkliches Schattenspiel. Man Kann sich vom Leben in Europa nicht trennen, kann aber auch nicht mehr ganz dazugehören.

Innsbruck, 28. November 1976

Die Unterhaltungsindustrie

Die volkstümliche, populäre Unterhaltungsindustrie wird hier immer mehr von amerikanischen Vorbildern gespeist. Dazu gehören Jazz, Rock, Country in der Musik, der Krimi und Western im Film, und im zunehmenden Ausmass die Fernseh-Show. Leider werden vielfach drittrangige amerikanische Produktionen verbreitet oder auf plumpe Art nachgemacht.


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