University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, 12. September 1978

Das Gipfeltreffen von Camp David

Präsident Carter hatte Präsident Anwar Sadat und Ministerpräsident Menachem Begin zu sich nach Camp David eingeladen, um die ins Stocken geratenen Friedensgespräche zwischen Ägypten und Israel wieder in Fluss zu bringen. Jetzt wartet man gespannt darauf, ob eine Einigung erzielt werden kann.

[Das ursprüngliche Militärlager Camp David wurde von Präsident Franklin D. Roosevelt als zweite offizielle Wohnstätte eingerichtet, wo sich der amerikanische Präsident mit seiner Familie und Gästen zurückziehen kann. Camp David liegt 70 Meilen (115 km) nordwestlich von Washington, DC, entfernt. Es ist vom Weissen Haus mit dem Hubschrauber in Kürze erreichbar.]

17. September 1978

Camp David Accords

In einem “special report” übertrug heute Abend die NBC die historische Zeremonie aus dem East Room im Weissen Haus, in der Präsident Sadat und Ministerpräsident Begin an der Seite von Präsident Carter die “Camp David Accords,” ein vorläufiges Übereinkommen über den Frieden im Mittleren Osten unterzeichneten. In bewegenden Worten brachten alle drei ihre Befriedigung über die gelungene Konferenz zum Ausdruck. In drei Monaten sollen die Friedensverträge zwischen Ägypten und Israel abgeschlossen werden. Ministerpräsident Begin bezeichnete das Abkommen von Camp David als eine Art Wiener Kongress für den Mittleren Osten, denn daran knüpft sich die Hoffnung, dass es zum tragenden Pfeiler für eine generelle Friedenslösung werde.

Die wesentlichen Punkte des Abkommens beinhalten: 1) Ägypten erhält die Sinaihalbinsel zurück; 2) die Grenzen des Staates Israel mit Ägypten werden garantiert; 3) in einer Übergangsphase von 5 Jahren soll an der “West Bank,” am Westufer des Jordanflusses den Palästinensern Autonomie-Status gegeben werden.

Mit dieser Konferenz hat Präsident Jimmy Carter grossen Mut bewiesen. Er hat das ganze Gewicht der amerikanischen Präsidentschaft in die Waagschale gelegt. Ein Misslingen hätte seiner politischen Laufbahn sehr geschadet, während der Erfolg ihm nun Profil als Staatsmann gibt und den Nymbus des Friedensstifters verleiht.

24. September 1978

Kaum war die Vereinbarung von Camp David bekannt gegeben worden, als sich auch schon Bedenken anmeldeten. Die übrigen arabischen Staaten lehnten den Alleingang Ägyptens ab. Dazu kommt noch, dass das Problem der Palästinenser in keiner Weise gelöst zu sein scheint. Nichtsdestoweniger wurde Anwar Sadat bei seiner Rückkehr nach Kairo als Held umjubelt. Hier in Amerika wird das gelungene Gipfeltreffen von Camp David als die bisher beste Stunde der Präsidentschaft Jimmy Carters empfunden.

South Bend, 29. September 1978

In Disbelief – mit Unglaubwürdigkeit

Mit Unglaubwürdigkeit und Erschütterung vernahm heute Morgen die Weltöffentlichkeit, dass Johannes Paul I., nach knapp 33 Tagen seit seiner Wahl zum Papst, in der Nacht einem Herzschlag erlegen ist.

30. September 1978

Eine Schweigeminute

In dem von 60.000 Zuschauern dröhnenden Fussballstadium hier in Notre Dame wurde im Gedenken an Johannes Paul I. eine Schweigeminute eingehalten. Das Stadium wurde so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Nach der amerikanischen Nationalhymne, die vor jedem Fussballspiel intoniert wird, blieb das Sternenbanner auf Halbmast.


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