University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, Dienstag, 8. März 1988

Super Tuesday

Zum erstenmal in der politischen Geschichte der Vereinigten Staaten wurden “primaries,” Vorwahlen regional zusammengefasst. Am heutigen “Super Tuesday” wurden in 20 Südstaaten die Delegierten für den Parteikonvent sowohl der Republikaner als auch der Demokraten gewählt. Es sollte damit dem Süden als Region eine nicht zu übersehende Bedeutung bei der Wahl des nächsten Präsidenten eingeräumt werden. In der Tat hat diese vielfach als “national primary” bezeichnete Vorwahl die Weichen für die Kandidaten der beiden Parteien gestellt. Bei den Republikanern trat Vice President George Bush mit 690 Delegierten gegenüber Senator Robert Dole mit nur 163 als klarer Sieger hervor. Bei den Demokraten gewann Governor Michael Dukakis 401 Delegierte, gefolgt von Senator Albert Gore mit 364 und Reverend Jesse Jackson mit 344. Die Nominierung von George Bush als Präsidentschaftskandidat der Republikaner wird nicht mehr aufzuhalten sein, während auf der demokratischen Seite die Wahl noch offensteht.

South Bend, 9. März 1988

Wie eine amerikanische Legende entstand

In einer von Wehmut überzogenen Rückkehr an den Notre Dame Campus hat Präsident Reagan heute persönlich an der “Stamp Dedication Ceremony,” der Widmungszeremonie einer Sonderbriefmarke für den legendären Football Coach Knute Rockne (1888-1931) teilgenommen. Knute Rockne hatte die Fussballmannschaft von Notre Dame in den 20er-Jahren zweimal zur nationalen Meisterschaft geführt. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere 1931 bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückt. Der tragische Tod dieses national bekannt gewordenen Coaches machte Knute Rockne zur Legende. Damit verbunden war die Geschichte von George Gipp, einer seiner besten Spieler, der im Dezember 1920 an einer Streptokokken-Halsentzündung starb. Der Überlieferung nach hat Gipp auf dem Sterbebett seinem Coach gegenüber den Wunsch geäussert, dass er die Mannschaft auffordern soll, für ihn zu gewinnen, wenn die Situation einmal hoffnungslos verloren aussieht. Dieser Augenblick war 1928 gekommen, als die “Fighting Irish” gegen das überlegene Team der Army im Yankee Stadium spielten. In der Pause hat Knute Rockne die Mannschaft mit den Worten, “to win just one for the Gipper,” angefeuert. “Win one for the Gipper” ist zum geflügelten Wort geworden, wenn es gilt, eine hoffnungslose Situation zu retten. Diese zur Legende gewordene Geschichte wurde Ende der 30er-Jahre in dem Film, “Knute Rockne - All-American,” dargestellt. Ronald Reagan hatte als junger Schauspieler die Rolle von George Gipp übernommen. Die Premiere des Films in South Bend 1940 war zum nationalen Ereignis geworden. Als Präsident Reagan bei der heutigen Feier eher zurückhaltend wiederholte: “Win one for the Gipper!” - brach ein stürmischer Applaus los. Was sich heute in der Sportarena von Notre Dame abgespielt hat, war mehr als eine Widmungszeremonie einer Sonderbriefmarke. Man konnte miterleben, wie eine amerikanische Legende enstanden und aufs Neue belebt worden ist.

South Bend, 18. März 1988

US-Truppen nach Honduras

Mit rascher Entschlusskraft hat Präsident Reagan auf den Vormarsch der Sandinisten auf honduranisches Gebiet, wo die Stellungen der Contras genommen werden sollten, reagiert, indem er innerhalb weniger Stunden 3.200 US-Truppen nach Honduras entsandte. Dadurch droht in Zentralamerika, in letzter Zeit auch durch die Krise in Panama angeheizt, der Kriegszustand. Befürchtungen werden laut, dass Zentralamerika ein zweites Vietnam werden könnte. Protestdemonstrationen in San Francisco, Los Angeles und Chicago haben wieder die Stimmung der 60er-Jahre wachgerufen. Wer wird zuerst nachgeben? Eine Kraftprobe der Willensstärke steht bevor.

24. März 1988

Überraschend haben heute die Sandinistas und die Contras am Verhandlungstisch ein Abkommen erzielt, das den schon sieben Jahre anhaltenden Bürgerkrieg, der an die 40.000 Menschenleben gefordert hat, zu beenden scheint. Es wurde eine 60-tägige Waffenruhe vereinbart, und schliesslich den Contras ein Mitspracherecht in der Regierung von Nicaragua eingeräumt. Es sind Neuwahlen und demokratische Reformen in Aussicht gestellt worden.

27. März 1988

Mit dem Abschluss des Waffenstillstandes wurden heute in Managua nach der vereinbarten Amnestie die ersten 100 politischen Häftlinge freigelassen. Da die Friedensverhandlungen in Nicaragua ein positives Ergebnis in Aussicht stellen, können die amerikanischen Truppen aus Honduras wieder abgezogen werden. Diese Aktion ist unblutig verlaufen. Ohne Zweifel hat die Entschlossenheit der Reagan Regierung dazu beigetragen, dass es zu den Friedensverhandlungen gekommen ist. Die Krisensituation in Zentralamerika wird dadurch sichtbar entschärft.


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