University of Notre Dame
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The Story of Notre Dame


Amerika - Europa

Ein transatlantisches Tagebuch 1961 - 1989

Klaus Lanzinger


South Bend, 10. August 1989

Voyager 2 nähert sich Neptun

Nach zwölfjähriger Reise durch den Weltraum nähert sich nun die Weltraumsonde Voyager 2 Neptun, dem äussersten der vier grossen Planeten im Sonnensystem. Nachdem Voyager 2 1979 an Jupiter, 1981 an Saturn und im Jänner 1986 an Uranus [s. Aufzeichnung vom 22. Jänner 1986] vorbeigeflogen war und Aufnahmen zur Erde zurückgesandt hatte, werden nun auch Aufnahmen von Neptun erwartet. Die Entfernung von Neptun zur Erde beträgt im Durchschnitt 4.5 Milliarden Kilometer. Die Funksignale von Voyager 2 brauchen 4 Stunden, bis sie vom Neptun zur Erde gelangen. Während Neptun die Sonne alle 165 Jahre umkreist, dreht sich der Planet alle 16 Stunden um die eigene Achse.

[Samstag], 26. August 1989

Neptunfieber

Seit der ersten Mondlandung vor 20 Jahren hat es nicht mehr eine solche Begeisterung über ein Weltraumprojekt gegeben, wie über die Bilder, welche die Weltraumsonde Voyager 2 vom Planeten Neptun zur Erde zurücksendet. Es ist ein wahres Neptunfieber ausgebrochen. In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag flog Voyager 2 nahe am Nordpol von Neptun vorbei und peilte dann den grössten Mond Triton an. Die Bilder, die nun vom Jet Propulsion Laboratory über die Fernsehstationen ausgestrahlt werden, sind in der Tat aufregend und lassen selbst die Wissenschaftler in der Bodenstation zu Begeisterungsrufen hinreissen. Neptun erschien auf dem Bildschirm als ein blauer, kalter Planet (Temperaturen von -353 Grad F, bzw. -214 Grad C), auf dem ein gewaltiger Sturm tobt. Der Planet hat eine dünne Atmosphäre, die hauptsächlich aus Methan besteht. Der Mond Triton zeigte tätige Vulkane. Dazu wurden 6 neue Monde und 5 Ringe, die Neptun umkreisen, entdeckt. Voyager 2 setzt nun seine Reise über das Sonnensystem hinaus fort. Die Sonde trägt eine goldene Platte mit sich, auf der Bilder von der Erde und Signale unserer Zivilisation aufgenommen wurden. Darauf beruht die weit in die Zukunft blickende Hoffnung, dass diese Signale auf der zeitlosen Wanderschaft von Voyager 2 einmal von einer anderen Zivilisation im Weltall aufgefangen werden. Die Tatsache, dass Voyager 2 die äussere Grenze unseres Sonnensystems erreicht und Aufnahmen von Neptun zur Erde zurückgesandt hat, mag die aussergewöhnliche Erregung über dieses gelungene Unternehmen erklären. Die Präzision und die technische Leistung des Voyager-Projektes geben immer wieder zum Staunen Anlass. Es ist eine wissenschaftliche Pioniertat, die unser Wissen vom Sonnensystem sprunghaft vermehrt hat.


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