South Bend, 14. Jänner 1969
Johnsons Abschied
Wenige Tage vor seiner Amtsübergabe berichtete Präsident Johnson in seiner State of the Union Address zum letztenmal vor der Vollversammlung des Kongresses über die Lage der Nation. Das war gleichzeitig eine von Herzlichkeit und Wehmut getragene Abschiedskundgebung. Als Staatsmann stand Johnson über den Parteien. Er schlug die Brücke zu seinem Nachfolger, indem er den Kongress um die ungeteilte Unterstützung für Richard Nixon bat. Johnsons Abschied war weniger eine Rechenschaft über seine Amtsführung als eine Bitte an die gesetzgebende Körperschaft, die begonnenen Sozialreformen fortzuführen. Er bekannte sich selbst als Kind des New Deal, dessen Sozialprogramm er vollenden wollte. Die historische Bedeutung von Johnson liegt entschieden in der Innenpolitik, in der Durchführung der amerikanischen Sozialprogramme. Hier ist in erster Linie das Civil Rights Act, das Bürgerrechtsgesetz von 1964 zu nennen, in dessen Rahmen die Bemühungen um Rassengleichheit, bessere Schulen und Wohnmöglichkeiten fallen. Dazu kommen noch die Erweiterung von Social Security (Pensionsversicherung) und 1965 die Einführung von Medicare (Staatliche Krankenversicherung ab dem Alter von 65 Jahren). Zur Aussenpolitik, die er nicht zu meistern verstand, hatte er nur geringe Beziehung. Mit Johnson geht die liberale Ära in Amerika zu Ende.
South Bend, 20. Jänner 1969
Die Inauguration von Richard Nixon
Die Amtsübergabe von Lyndon B. Johnson an Richard M. Nixon vollzog sich würdevoll und reibungslos, was doch von einer grossen Stabilität des amerikanischen politischen Gefüges zeugt. Die ordnungsgemässe Amtsübernahme des amerikanischen Präsidenten gibt dem Lande, wenn nicht der Welt, ein Gefühl der Sicherheit, wozu die Person Nixons entschieden beiträgt. Ohne Zweifel beginnt mit dem heutigen Tag eine neue Zeit für die amerikanische Innen- und Aussenpolitik. Nixon kann sogar mit einiger Zuversicht in die Zukunft blicken. Der Krieg in Vietnam steht vor dem Abschluss, auf keinem Fall ist mehr an eine Ausdehnung des Krieges zu denken. Das amerikanische Engagement wird sich wieder mehr Europa zuwenden, obwohl die Regierung Nixon mit grosser Sorgfalt vorgehen wird und eher den Eindruck eines neuen Isolationismus gibt. Die amerikanische Aussenpolitik wird sich nicht mehr starr auf einen Punkt festlegen, sondern eher flexibler bleiben. Es ist daher weniger die Gefahr gegeben, dass durch einen lokalen Konflikt eine globale Katastrophe ausgelöst wird.