Die Neubelebung des Europagedankens
Trotz des frostigen Winterwetters und der starken Grippewelle, die Europa heimsuchte, ist zu Ende des Jahres in Brüssel eine unerwartete Euphorie des Europagedankens eingetreten. Der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt und der neue französische Staatspräsident Georges Pompidou setzten sich für die europäische Zusammenarbeit ein. In Aussicht gestellt wurden die Aufnahme von Grossbritannien in die EWG sowie die Assoziierung neutraler Länder mit der Wirtschaftsgemeinschaft. Es hat den Anschein, als ob die widersinnige wirtschaftliche Zweiteilung Westeuropas in EWG und EFTA überwunden werden könnte. Der entscheidende Schritt dafür, das erweist sich immer wieder, bleibt der Beitritt Grossbritanniens zur EWG. Für das kleine, neutrale Österreich ist ein Arrangement mit der EWG geradezu lebenswichtig. Wenn die augenblickliche günstige Entwicklung als Auftakt für die kommenden 70er-Jahre gewertet werden kann, dann müsste der wirtschaftliche und währungstechnische Zusammenschluss Westeuropas der Verwirklichung näher kommen.