Der Kongress der Demokraten in Miami Beach
In dieser Woche sind die Delegierten der Demokratischen Partei in Miami Beach zusammen-gekommen, um ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl zu nominieren. Nachdem George McGovern die wichtige Vorwahl von Kalifornien gewonnen hatte, rückte er zum favorisierten Kandidaten auf, der diese National Convention beherrschte. Da der Kongress zur open con-vention erklärt wurde, konnten Delegierte von den Minderheiten und den verschiedenen Volksgruppen zugelassen werden. Selten hat ein Parteikongress eine so bunte Palette von den verschiedensten Interessensgruppen aufgezeigt wie dieser. McGovern zieht durch seinen Idealismus die Jugendlichen an den Mittelschulen und Colleges an, die sich ihm als freiwillige Wahlhelfer zur Verfügung stellen. Dieser Kongress stand ganz unter der Direktive dieser jugendlichen Helfer, sodass er bisweilen einem Pfadfinder Jamboree glich. Die Demokratische Partei hat ein neues Gesicht zur Schau gestellt. Wie Arthur Miller bemerkte: This is not the Democratic Party anymore, this is a third party under the disguise of the former Democratic Party. (Das ist nicht mehr die Demokratische Partei, das ist eine dritte Partei unter dem Deckmantel der früheren Demokratischen Partei.) Am Schluss der Tagung wurde George McGovern mit grosser Mehrheit zum Kandidaten für die Präsidentschaftswahl nominiert. McGovern schlug Senator Thomas F. Eagleton von Missouri als seinen running mate vor. Der Vorschlag wurde ohne Widerstand angenommen. Offen bleibt die Frage, ob McGovern imstande sein wird, die Vielfalt divergierender Interessen bis zur Wahl im November zusammenzuhalten.
[George S. McGovern, geb. 1922, Professor für Geschichte, Politiker, US-Senator von South Dakota, 1963-81; Kandidat der Democratic Party für die US-Präsidentschaft 1972.]