Einwanderungsstatistik
Seit 1820 wird in den Vereinigten Staaten eine Einwanderungsstatistik geführt. Demnach sind in den vergangenen 150 Jahren an die 45 Millionen Menschen eingewandert. Die Einwanderung politischer Flüchtlinge seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges dürfte sich auf 2 Millionen belaufen, darunter über eine Million aus den kommunistischen Ostbtockstaaten und rund 600.000 aus Kuba. Die gegenwärtige Flut an Einwanderern aus Südostasien hat bereits schätzungsweise 130.000 erreicht. Obwohl die Einwanderung von Asylwerbern nur ein Viertel der Gesamteinwanderung der letzten zwei Jahrzehnte ausmacht, beleuchtet sie doch schlagartig, dass die USA die Hauptzufluchtstätte für politisch Verfolgte sind. Während andere Länder meistens nur Durchzugsstationen waren, haben diese Menschen hier Aufnahme, Schutz, Arbeit und Bürgerrecht bekommen, kurzum eine neue Heimat gefunden. Im Augenblick der ärgsten Bedrängnis hat Amerika immer seine Tore für die politisch Verfolgten geöffnet.
Die Flüchtlinge aus Saigon wurden über den Pazifik nach Kalifornien eingeflogen und dort zunächst in Militärlagern untergebracht. Da begann der langwierige Prozess der Sondierung und Überprüfung jedes einzelnen Asylwerbers durch die Einwanderungsbehörde, ehe er zur Einwanderung zugelassen wird. Wer einen Sponsor hat - seien es Verwandte oder eine Kirchengemeinschaft, die ihn aufnehmen -, wird unverzüglich entlassen. Aber die Mehrzahl der Flüchtlinge muss eine lange Wartezeit im Lager auf sich nehmen, bis sich eine Lösung findet. Einige werden rasch den Weg in die amerikanische Gesellschaft finden, andere wiederum in einem Ghetto Zuflucht suchen, wie es in der amerikanischen lmmigrationsgeschichte immer wieder geschehen ist. Solch ein geschlossenes Viertel ethnischer Vietnamesen entsteht derzeit in Los Angeles. Trotz all der menschlichen Misere hat nur eine Handvoll der Flüchtlinge den Wunsch geäussert, repatriiert zu werden. Die meisten von ihnen sind bereit, all die Strapazen und Ungewissheit auf sich zu nehmen, um in Amerika in Freiheit leben und einmal am amerikanischen Traum teilnehmen zu können.
[Maldwyn Allen Jones, American Immigration (Chicago: The University of Chicago Press, 1960) bietet einen handlichen Überblick über die amerikanische Einwanderungsgeschichte.]