[Nach dem Rücktritt von Cyrus Vance hatte Senator Edmund Muskie das Amt des Secretary of State übernommen.]
Edmund Muskie in Notre Dame
Heute Vormittag sprach US Secretary of State Edmund Muskie am Notre Dame Campus. Es war ein zwangloses Zusammenkommen mit Studenten und Eltern in der Washington Hall, dem alten Theatergebäude der Universität. Muskie betonte die Notwendigkeit der “balance of power,” des Gleichgewichts der Kräfte zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion und stellte in Aussicht, dass nach der Präsidentschaftswahl die Bemühungen um die Unterzeichnung von SALT II wieder aufgenommen würden. Muskie äusserte sich zuversichtlich, dass die Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Bündnispartner ausser Frage stehe. Die USA würden sich aber in Hinkunft nicht in interne Konflikte anderer Staaten einmischen. Damit wurde angedeutet, dass Amerika nicht beabsichtige, in den gegenwärtigen Krieg zwischen dem Iran und dem Irak militärisch einzugreifen. Muskie, der vor allem als Senator bekannt geworden ist, hat sich erstaunlich rasch in das Amt des Secretary of State eingearbeitet. Er wirkt als Persönlichkeit und Politiker, der auf eine langjährige Erfahrung im Senat zurückblicken kann, vertrauenerweckend.
18. Oktober 1980
Kann Carter gewinnen?
Vierzehn Tage vor der Präsidentschaftswahl holt Carter den Vorsprung, den Ronald Reagan bei den Meinungsumfragen bisher gehalten hat, sichtbar auf. Es wäre denkbar, dass die “incumbency,” der Einfluss des amtierenden Präsidenten sich in der letzten Phase des Wahlkampfes auswirkt, und Carter für eine zweite Amtsperiode gewählt wird. Allerdings lastet die ungelöste Frage der 52 in Teheran festgehaltenen Geiseln schwer auf der Präsidentschaft Carters.
South Bend, 28. Oktober 1980
Die Debatte
Mit Spannung wurde die Fernsehdebatte zwischen Jimmy Carter und Ronald Reagan erwartet, die heute Abend in Cleveland, Ohio, stattfand. Die Debatte war fair und von hohem Niveau. Während Carter die Ziele der Demokraten absteckte, hielt Reagan an seiner konservativen Agenda fest, reagierte aber auf die Angriffe Carters mit auflockernder Leichtigkeit. De Debatte wurde von ca. 120 Millionen Menschen am Bildschirm verfolgt. Die Persönlichkeit eines jeden der beiden Kandidaten ist durch diese Gegenüberstellung deutlicher umrissen worden.
[Die Replik, mit der Ronald Reagan die Angriffe Carters auflockernd konternte - “there you go again” -, klingt mir nach 20 Jahren noch klar im Ohr.]