Heinrich Böll (1917-1985)
Heute Nachmittag starb Heinrich Böll im Alter von 67 Jahren in seinem Haus in der Eifel. Der deutsche Nobelpreisträger (1972) ist als engagierter Schriftsteller der Nachkriegszeit vor allem durch seine moralische Stimme in unser Bewusstsein eingedrungen. Mit schonungslosem Realismus hat er die Not der Heimkehrer, das Schicksal der Kriegerswitwen und der Halbwaisen, die ohne Vaeter aufwuchsen, geschildert. Er deckte auch die Scheinwerte der Wirtschaftswundergesellschaft auf und trat mutig für die Rede- und Meinungsfreiheit der Schriftsteller in Ost und West ein. Böll ist in den 50er-und 60er-Jahren zum Gewissen der Nation geworden. Seine Erzählungen und Romane wurden in alle Kultursprachen übersetzt. Seine Werke dürften eine Gesamtauflage von rund 20 Millionen Exemplaren erreicht haben.
Innsbruck, 30. Juli 1985
Zehn Jahre nach der KSZE Schlussakte in Helsinki
Heute treffen sich die Aussenminister der 35 Mitgliedstaaten der KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in Helsinki zum 10. Jahrestag der Unterzeichnung der Schlussakte vom 1. August 1975. [Siehe dazu oben die Aufzeichnung vom 1. August 1975.] Die Ergebnisse dieses Abkommens sind weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Es hat sich eine gewisse Ernüchterung breitgemacht, aber dennoch sind die Erfolge, die im Bereich der Kontakte und in der Erleichterung des Personenverkehrs zwischen Ost und West eingetreten sind, nicht von der Hand zu weisen.
Zum Beginn der Festspielsaison in Österreich hat heuer offensichtlich auch der Tourismus aus den Oststaaten zugenommen. Mehr als in den Vorjahren sieht man Autos mit Urlaubern aus Ungarn, der Tschechoslowakei und seit neuestem auch aus der DDR. Es hat den Anschein, als wäre ein friedliches Nebeneinander möglich geworden.
[Nach Beendigung meines dreijährigen Turnus in Innsbruck kehrten meine Frau und ich am 31. Juli 1985 wieder nach South Bend in Indiana zurück.]