Defeated - Niedergestimmt
Im Repräsentantenhaus wurde heute zum Antrag von Präsident Reagan, für die Contras in Nicaragua eine Militärhilfe von 100 Millionen Dollar zu bewilligen, eine wichtige Debatte durchgeführt. Dabei wurde einerseits die drohende kommunistische Gefahr in Zentralamerika heraufbeschworen, andererseits aber auch vor der Möglichkeit gewarnt, dass die Vereinigten Staaten immer tiefer in den Bürgerkrieg zwischen den Contras und den Sandinisten hineingezogen würden, wodurch ein zweites Vietnam vor der eigenen Haustür entstehen könnte. Der Antrag wurde mit 222 Nays gegen 210 Yeas niedergestimmt. Speaker of the House Tip O'Neill hielt eine eindrucksvolle Rede, in der er die Abgeordneten aufforderte: Vote your conscience! - Wählt nach Eurem Gewissen und nicht nach der Parteizugehörigkeit.
Anmerkung
[Thomas P. (Tip) O'Neill, Jr. wurde 1912 in Cambridge, Massachusetts, geboren. Er war in der dritten Generation irischer Abkunft. Nach der Graduierung vom Boston College 1936 betätigte er sich zunächst in der lokalen Politik und diente jahrelang als Abgeordneter im State House von Massachusetts. Als John F. Kennedy 1952 vor der Wahl zum Senator seinen Sitz im US-Repräsentantenhaus aufgab, sprang O'Neill in die Bresche. Er gewann die Wahl mit Leichtigkeit und zog als Abgeordneter für den 11. Distrikt von Massachusetts in den US-Kongress ein. In seinem Heimatbezirk in Cambridge mit einer Wählerschaft, die vorwiegend aus irischen und italienischen Einwanderern bestand, war O'Neill nicht zu schlagen. Er wurde jedes zweite Jahr bis 1987 immer wieder gewählt. Wegen seiner geschickten politischen Manövrierfähigkeit erhielt er den Spitznamen Tip, der alsbald seinen Vornamen ersetzte. Als Demokrat war er ein überzeugter Anhänger des New Deal, blieb aber anderen Ansichten gegenüber stets aufgeschlossen. Er betrachtete die Politik als die Kunst des Möglichen. Tip O'Neill stieg zum Fraktionsführer der Demokratischen Partei auf und wurde 1977 Speaker of the House, ein Amt, das er zehn Jahre lang innehatte. Er war eine grossgewachsene, imposante Erscheinung und wurde schliesslich zum Inbegriff des Mr. Speaker schlechthin. Die Rede vom 20. März 1986 war sein letzter grosser Auftritt im Haus. Tip O'Neill trat 1987 in den Ruhestand. Er starb am 5. Jänner 1994 in Boston.]
South Bend, 24. März 1986
Der Feuerwechsel
Um ca. 5 p.m. EST kam die Nachricht durch, dass es in den Nachmittags- und frühen Abendstunden im Golf von Sidra (Surt) zwischen Libyen und den US-Streitkräften zu einem Feuerwechsel gekommen ist. Seit Monaten haben die Vereinigten Staaten zu verstehen gegeben, dass sie den von Muammar Qaddafi erklärten Todesstreifen nicht anerkennen, da es sich um internationales Gewässer handelt. Als die 6. amerikanische Flotte bei der Durchführung von Seemanövern diese Sperrzone im Golf von Sidra überquerte, wurde sie prompt von libyscher Seite mit Raketen sowjetischer Herkunft angegriffen. Daraufhin hat der amerikanische Flottenverband die libyschen Abschussbasen ausser Gefecht gesetzt und ein Schnellboot versenkt. Gespannt und mit Sorge wartet nun die Welt darauf, welche Folgen dieser Zwischenfall haben wird.
Chicago, 25. März 1986
Kaum Notiz genommen
Beim heutigen Ausflug nach Chicago war ausser den Schlagzeilen in den Zeitungen kaum eine Erregung über die Ereignisse im Golf von Sidra festzustellen. Die amerikanische Öffentlichkeit hat davon kaum Notiz genommen.
South Bend, [Good Friday] 29. März 1986
Haydns Mass in time of war
Joseph Haydns Mass in time of war wurde vom Bayrischen Rundfunkorchester unter der Leitung von Leonard Bernstein in Ottobeuren aufgenommen. Am heutigen Karfreitag wurde diese Aufnahme im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt. Die Sehnsucht nach Frieden kam bei dieser Aufführung deutlich zum Ausdruck, sowie auch die tiefverwurzelte Verbundenheit Amerikas mit dem europäischen kulturellen Erbe nicht zu übersehen war.
[Nach der Rückkehr von seinem zweiten Englandaufenthalt nach Wien komponierte Joseph Haydn 1796 die Messe Nr. 7 in C Missa in tempore belli, in der englischen Übersetzung Mass in time of war. Volkstümlich wurde sie als Paukenmesse bekannt.]